Der Parameter `Schmerz` ist schlecht objektivierbar. So wurde Kortisol im Serum der Ferkel als Parameter gewählt, um die endokrine Stressreaktion, die durch Schmerz ausgelöst wird, zu messen. Der Anstieg der Kortisolkonzentration im Blut wurde als Grad für die Schmerzhaftigkeit angesehen.
Ferkel mit vorangegangener Meloxicam-Applikation zeigten bereits eine Stunde nach der Kastration eine erheblich geringere Schmerzreaktion als Ferkel, die ohne Schmerzreduzierung kastriert wurden.
Im Mittel konnte ein einen Anstieg um +29,27 nmol/l auf 102,64 nmol/l Kortisol im Serum gemessen werden. Dies entspricht nur etwa 1/5 des Kortisolanstiegs der kastrierten Kontrolltiere (um +145,94 nmol/l auf 210,25 nmol/l).
Vier bzw. 28 Stunden nach der Kastration unterschieden sich die mittleren Kortisolkonzentrationen der Tiere der Meloxicam-Gruppe nicht mehr signifikant vom Mittelwert vor der Kastration.
Ebenso unterschieden sie sich nicht signifikant von den mittleren Kortisoländerungen der nicht kastrierten Kontrolltiere nach einer und nach vier Stunden.
Bei Ferkeln, die eine präoperative Metamizol-Applikation erhalten hatten, zeigten zwar auch ein reduziertes postoperatives Schmerzempfinden, jedoch war es weniger deutlich ausgeprägt als nach der Applikation von Meloxicam. Jedoch waren die Kortisolkonzentrationen nach der Kastration mit Metamizol-Behandlung breit gestreut, so dass die Beurteilung der postoperativen Schmerzen schwierig war.
Die Kombination von Meloxicam und Metamizol brachte keine effizientere Schmerzausschaltung verglichen mit der alleinigen Applikation von Meloxicam.
Bei den Ferkeln, die 15 Minuten nach präoperativer intratestikulärer Applikation von 0,5 ml (= 5 mg/kg KGW) des Lokalanästhetikums Procainhydrochlorid in jeden Hoden kastriert wurden, konnte nach einer Stunde ein starker Anstieg der mittleren Kortisolkonzentration um 50,93 nmol/l von 237,65 nmol/l auf 288,58 nmol/l gemessen werden.
Dieser Anstieg des mittleren Kortisolspiegels war selbst gegenüber der mittleren Steigerung der kastrierten Kontrolltiere (+145,94 nmol/) signifikant erhöht.
Vier Stunden nach der Kastration unter Lokalanästhesie ist der mittlere Kortisolspiegel im Blut noch um +36,70 nmol/l auf 87,64 nmol/l erhöht.
Auf Grund dieser Ergebnisse ist davon auszugehen, dass die intratestikuläre Verabreichung von Procainhydrochlorid sowie die anschließende Kastration eine größere endokrine Stressreaktion bei Ferkeln verursacht, als die Kastration unbehandelter Tiere.
Die einmalige präoperative Injektion des nichtsteroidalen Antiphlogistikums Meloxicam ist sowohl im Hinblick auf die Schmerzreduzierung als auch auf Grund der Praktikabilität die Methode der Wahl, den postoperativen Kastrationsschmerz von Ferkeln effizient zu verringern.
Quelle: Susanne Zöls (2006). Möglichkeiten der Schmerzreduzierung bei der Kastration männlicher Saugferkel. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der tiermedizinischen Doktorwürde der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München
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