Vorgestellt wurde die neunjährige Malteserhündin wegen seit zwei Tagen bestehender Anorexie und Schwäche, zudem zeigte sie Hyperthermie (39.7°C), schmerzhaftes Abdomen und Polypnoe. Labordiagnostisch auffallend waren Pigmenturie, Hyperbilirubinämie, Hyperkreatininämie, Hyyperfibrinogenämie, abnorme cPLI im Snap-Test sowie Panzytopenie und nicht-regenerative Anämie. Als der Zellcounter normale Retikulozytenzahlen auswies, wurde glücklicherweise eine Zählung von Hand initiiert und zeigte die dramatisch erniedrigten Werte - und ihre Erklärung. Ein interessanter Fallbericht, der einmal mehr zeigt, wie wichtig es ist, nicht allen Laborbefunden kritiklos zu glauben!
|
Im peripheren Blutaussttrich fanden sich zahlreiche große Babesien in den Erythrozyten, aber keine Polychromasie.
Der absolute automatisierte Retikulozytenwert (Sysmex reticulocyte Count) lag bei 60 × 109/L; RI 19.4–150.1 × 109/L), der manuell ermittelte hingegen bei sehr viel realistischeren 3.6 × 109/L, ohne Polychromasie.
Im optischen Erythrozyten-Scattergramm fand sich ein abnormes isoliertes Retikulozytencluster an der Stelle von low-fluorescence ratio cells.
Diese Befunde wurden als Erythrozyten gewertet, die von großen Babesien parasitiert wurden.
Die Diskrepanz zwischen dem Sysmex reticulocyte count und dem manuell ermittelten Resultat wurde schon früher bei Menschen mit Falciparum Malaria und zahlreichen intraerythrozytären Plasmodium falciparum-Organismen beschrieben.
Die Diskrepanzen zwischen dem Counter und manuell gezählten Retikulozyten wurden für den Sysmex XT-2000iV und den ProCyte nachgewiesen, die beide dieselbe fluorezierende Färbung mit Polymethin nutzen.
Für den LaserCyte, der Methylenblau-Lösung verwendet, die Babesien auf dem Blutausstrich nicht anfärbt, gilt dies nicht.
Quelle: Piane, L., Théron, M.-L., Aumann, M. and Trumel, C. (2016), Spurious reticulocyte profiles in a dog with babesiosis. Veterinary Clinical Pathology, 45: 594–597. doi: 10.1111/vcp.12395
|