Eine 4jährige kastrierte weibliche EKH-Katze wird Ihnen im Notdienst vorgestellt. Die Besitzerin berichtet, dass etwa 1 Woche zuvor krustöse, nicht pruriginöse Veränderungen um beide Augen, an den Ohrmuscheln und auf dem Nasenrücken aufgetreten seien (Abb.1 und 2).
Die Tierärztin, die sie daraufhin konsultierte, stellte eine Herpesvirusinfektion zusammen mit einer Mikrosporie per Blickdiagnose fest und verabreichte einen Paramunitätsinducer sowie 2 Spritzen mit Amoxicillin. Als daraufhin keine Besserung eintrat, riet sie zur Euthanasie. Die Besitzerin möchte zuvor eine zweite Meinung (Ihre). Die Katze ist bei der klinischen Untersuchung subfebril, zeigt ein deutlich reduziertes Allgemeinbefinden und ist leicht exsikkotisch. Laut Aussage der Besitzerin frisst sie seit Beginn der Erkrankung gar nicht und trinkt seit 2 Tagen praktisch nichts mehr. Das Tier wird ausschließlich in der Wohnung gehalten (Hochhaus), die andere Katze und die Besitzer sind nicht erkrankt.
Wie verhalten Sie sich?
a) Bei dieser Patientin handelt es sich zweifellos um einen Notfall, der der intensiven Behandlung bedarf. Sie erklären der Besitzerin, dass die Katze stationär aufgenommen und behandelt werden muß, und erläutern Ihren diagnostischen Plan.
b) Sie bestätigen die Diagnosen der Kollegin und raten zur Euthanasie "aus tierschützerischen Gründen".
c) Krustöse Hautveränderungen im Gesicht und an den Ohrmuscheln sind typisch für eine Notoedres-Räude. Sie beginnen eine Therapie mit Ivermectin.
d) Diese Hautveränderungen lassen auf einen besonders aggressiven Microsporum canis-Stamm schließen. Sie entnehmen Proben zur Pilzkultur und schicken die Besitzerin bis dahin mit Griseofulvin-Tabletten nach Hause, die sie 2x täglich mit fetthaltigem Fut