Ein dramatischer und überaus lehrreicher Fallbericht wurde jüngst online publiziert: Ein dreijähriger kastrierter Mischlingsrüde wird mit akuter bullöser Netzhautablösung plus verdickter Chorioidea des rechten Auges vorgestellt, die subretinale Zytologie zeigt eine atypische Zellproliferation, das Auge wird enukleiert. Erst als auch das linke Auge betroffen ist, wird differenzierter vorgegangen, und es zeigt sich letztlich, dass die Differenzierung entzündliche versus neoplastische Veränderung gar nicht wichtig genug einzuschätzen ist und wenigstens das zweite Auge mit entsprechender konservativer Therapie zu retten war.
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Die histologische initiale Diagnose des enukleierten Bulbus lautete benigner chorioidaler melanozytärer Tumor.
Neben einer nicht-heilenden Schulterwunde fanden sich keine systemischen Veränderungen.
Sechs Monate später entwickelte sich am verbliebenen linken Auge ebenfalls eine bullöse Netzhautablösung.
Dieses Auge sprach sehr gut auf systemische Corticoide an, und binnen weniger Wochen war der Visus wiederhergestellt.
Das bereits enuklierte rechte Auge wurde nun immunohistochemisch untersucht mit Melan-A und CD204, und die histologische Diagnose musste nun revidiert werden: es handelte sich nicht um einen melanozytären Tumor, sondern eine histiozytäre Chorioretinitis.
Dieser Fall zeigt eindrucksvoll, wie eng und manchmal verwirrend die Grenzen zwischen neoplastischen und inflammatorischen Prozessen sind, histologisch wie zytologisch.
Quelle: Sherman, A. B., Cullen, J. M., Westermeyer, H. D., Grindem, C. and Gilger, B. C. (2016), Histiocytic chorioretinitis in a dog. Veterinary Ophthalmology. doi: 10.1111/vop.12421
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